Diverse Bienenrassen, wie und wo lagern die ihren Honig

Hallo,

die Linie G 10 möchte ich mir nächstes Jahr anschaffen / testen bzw. Züchter in der "Nähe" gefunden.
 
Hallo,

nur eine kl. Ergänzung noch zu meinen letzten Beitrag, für die, die`s interessiert:

Ich lese gerade Sklenars "Imkerpraxis" und bin da bei der von Dr. Goetze unterzeichneten offiziellen Eigenschaftsbeschreibung von Sklenars Stamm 47 (aus dem Jahr 1938) unter der Rubrik "Vorratsbildung" auch auf die züchterische Unterscheidung "brutnahe Stapelung" vs. "brutferne Stapelung" gestoßen.
Dabei wird in einem Zuchtblatt den - alten (nicht von Hannerl und ihrem Mann weitergezüchteten, wie der G 10) - Sklenarlinien eine "brutnahe Stapelung" attestiert.

(Guido Sklenar, Imkerpraxis, Wien 1984, S. 287.)

Es handelt sich also bei den Begriffen "brutnahe" bzw. "brutferne" Honigstapelung wohl um eine allgemeine züchterische Merkmalsbeschreibung, deren Verwendung als solche nicht einem einzigen Züchter zuzuschreiben ist.

Viele Grüße!

Daniel

PS: Als Besonderheit des Stammes 47 wird übrigens im selben Zuchtblatt festgehalten, dass die Honigstapelung auch im Drohnenbau erfolgt. (Sklenar weist an anderer Stelle selbst auch mehrmals daraufhin; er hielt diese Eigenschaft für erstrebens- und bemerkenswert).
 
Meine ganz persönliche Meinung (die sich mehr aus der Lektüre der Theorie als aus der noch mangelhaften eigenen Praxiserfahrung ergibt) zu dem Thema brutnahe Honigstapelung vs. brutferne Honigstapelung wäre dann folgende:

- Brutnahe Honigstapelung hat für viele Bienen(-völker bzw. -rassen), je nach Region und klimatischen Bedingungen, natürlicherweise unter bestimmten Bedingungen einen Evolutionsvorteil: Nämlich den, bei Wetterumschwüngen rasch im Sinne der Selbstversorgung auf nahe Honigreserven im Brutnest zurückgreifen zu können. (Sklenar legte ja bekanntlich gerade auf diese Fähigkeit zur Selbstversorgung der Biene sein Augenmerk. Ein Verhungern sollte es bei seinem Stamm nie geben. Völker ohne Honigkranz im Brutraum und nur mit Brutfläche waren Sklenar ein Graus)

- Brutferne Honigstapelung erleichtert aber unter imkerlicher Betreuung die Annahme des Honigraums, regt den Bautrieb im freieren Brutnest an, senkt den Schwarmtrieb (laut Bruder Adam) und lässt Spättrachten besser eintragen ohne die Gefahr des Verhonigens des Brutnests (in Anlehnung an Hans Beer). Dafür muss nach dem Abernten eher schnell aufgefüttert werden, weil kaum Honigvorräte beim Brutnest verblieben sind.
(Br. Adam z.b. bevorzugte im Gegensatz zu Sklenar Brutflächen von Rähmchenleiste zu Rähmchenleiste und wollte den Honigkranz am liebsten über dem Brutnest, im ersten Flachzargenhonigraum)

Am ehesten ideal für den Imker wäre dann sicherlich in vielen Fällen eine Biene, die beides (je nach Jahreszeit gegliedert) macht: Brutferne Honigstapelung im Frühjahr, Brutnahe vor dem Winter.

So wäre meine Einschätzung des Sachverhalts.

Viele Grüße!
Daniel
 
Hallo,

eine Passage aus Sklenars "Imkerpraxis" (10. Aufl., Wien 1984, S. 277 f) auf die ich gestern zufällig gestoßen bin, möchte ich Euch nicht vorenthalten. Darin beschreibt Guido Sklenar, wie er bei der Züchtung seines Stammes 47 eine Linie, die extrem brutnestnah Honig stapelte, zugunsten anderer wieder verwerfen musste:

"Damit will ich aber nicht sagen, dass der "47er" immer in allem, in all seinen Aufspaltungen, ein unschuldsvoller Engel war. Nein, auch bei ihm gab es, namentlich anfangs, zu sichten und auszumerzen. So erhielt ich einmal aus ihm eine Linie, die ich 47/I/74 benannte. Diese Linie stammte aus dem Urvolke I ab und war in der Beute 74 untergebracht. Weil dieses Volk besondere Eigenschaften zeigte, die ich prüfen wollte, wurde dessen Mutter getauft, erhielt die Zuchtbezeichnung 47/I/74. Es lagerte allen Honig im Brutraum ab, der Honigraum blieb leer. Ich musste daher diese Linie wieder bald abschaffen. Wie ungeschickt, wird hier vielleicht mancher Leser sagen, das ist doch ganz einerlei, ob ich den Honig im Brutraume oder Honigraume bekomme, wenn nur recht viel davon da ist. Ich dachte anfangs ja auch so. Es war wirklich ein ganz neuer Anblick, diese gefüllten Honigwaben im Brutraum zu sehen, eine schwerer als die andere, alle, alle, komplett voll. Und doch ist es nicht einerlei, wo die Biene den Honig ablagert, ob im Brut- oder Honigraum. Das zeigte mir jeder Herbst aufs neue. Immer gab es zu dieser Zeit in den Völkern dieser Abstammung nur winzige Flächen Brut. Da für diese kein freier Raum vorhanden war, kamen sie schwach in den und noch schwächer aus dem Winter, mussten alljährlich ausgiebig verstärkt werden, um dann im Herbste das gleiche Bild zu bieten. So konnte es nicht weitergehen, das sah ich ganz gut ein, denn wieso kamen denn die anderen Völker dazu, immer das Verstärkungsmaterial zu liefern, damit die 74er Völker im Herbst das gleiche Husarenstück aufführten. Kurzerhand schaffte ich die ganze Linie ab, obwohl ich von vielen Königinnenbeziehern die schönsten Lobesworte über diese Linie erhalten hatte. Ich wusste, warum ich diese Linie abschaffte, die anderen fanden dies unverständlich. Ein richtiger Züchter muss eben mehr überblicken, mehr erkennen, als ein einfacher Imker.
Neben dieser Linie mit dieser ausgeprägten Eigenschaft zeigte sich mitunter manch Volk zu brutlustig, ein anderes zu stechlustig, oder als "Räuberhauptmann" [...]. Alle diese Linien habe ich abgeschafft."
 
Dieser 47er Stamm Sklenar ist aber schon noch weit verbreitet. Ich hab allerdings immer nur die 47/G10-Linie, die anderen 47/P/1 usw hab ich nie ausprobiert. Auch die Belegstelle Mistelbach arbeitet mit diesem Stamm. In den Beschreibungen heute findet man dieses Extrem aber nicht mehr.
 
Hallo Claudia,

das ist ein kl. Missverständnis: Den (bekannten und guten) Stamm 47 gibt es selbstverständlich noch. In mehreren offiziellen Linien. (Ich imkere auch mit ihm).
Guido Sklenar beschreibt in obiger Passage allerdings eine Seitenlinie aus seinen frühen Zuchtunternehmungen, die er dann verworfen und von der weiteren Vermehrung und Zucht ausgenommen hat (eben aufgrund der extrem brutnestnahen Honiglagerung).
Der von dir erwähnten G 10-Linie als eine offizielle der übrigens sieben Stamm 47 Linien (Ein Überblick findet sich hier:http://www.bienenzucht.de/linie_sklenar.htm) wird ja sogar brutnestferne Honiglagerung zugeschrieben.

Viele Grüße!

Daniel
 
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