Expertenfrage: Wärme in der Beute

Wie der Bien im Winter sitzt

... sie müssen ja gar nicht, wozu auch???
Ganz genau dies ist ja der enorme Vorteil von lediglich einem Raum.
Josef
sieht der Imker z.B. beim Träufeln von Oxalsäure ( vergl. http://www.bienenforum.com/forum/en...tmilbung-durch-Oxalsäurelösung-Träufelmethode)

Gerade der Zweizarger ermöglicht die Bildung einer optimalen Traube zwischen den Kasterln und den Wechsel der Bienen aus den Randbereich in das warme Nest in der Mitte

ablegerschwach3.jpg


Und ja, die nicht besetzten Waben sind gefroren - sieht man ja (oder?)
 
Hej

Da mich das Thema Wärme in der Beute (und Dämmung) gerade in Schweden intressiert ist ja klar.

Es ging ja zu Anfangs um die Frage ob die Traube die Beute erwärmt oder nicht, dann kam natuerlich in diesem Zusammenhang Kondens und Ventilation ins Spiel.
Und wenn ich das richtig verstanden habe, so hält die Traube ihre Temperatur und die Bienen wechseln wie die Pinguine ihren Platz. Ist ja irgendwie selbstverständlich dass das so sein muss.
Klar ist auch, dass wenn die Beute der Traube angepasst ist, dann hilft es die Wärme zu halten. Ist ja physikalisch und von daher zumindest schon mal logisch wobei hier ein Abstand von ca 2,irgendwas cm ermessen wurde. Danach ist halt schnell Sibierien angesagt...

Eine Dämmung scheint ab diesem Abstand dann auch keine Wärme mehr zu halten.
Allerdings, Isolierung wirkt ja bekanntlich in beide Richtungen: im Winter wärmer, im Sommer kuehler als aussen.
Wird es also mal ein sonninger Wintertag, dann kann das den Bienen gar nicht mal so gut tun wie ich las. Ist die Beute aber gut isoliert, dann wird es auch nicht so schnell warm...

In dem Fall sehe ich eine Dämmung als "ausgleichend" an um schnelle und hohe Schwankungen zu vermeiden.
Da ich selber basteln will schwebt mir zB eine doppelte Beutenwand mit Steropurkern vor...

Frage: was spricht dafuer oder dagegen eine "normaldicke" Beute von aussen noch zusätzlich zu isolieren?
 
Hallo Manfred,

eine normaldicke Beute von außen isoliert würde höchstens was bringen, dass die Bienen während der Brutzeit die Wärme nicht so leicht verlieren. Du würdest sie also unterstützen, dass sie nicht so gewaltig heizen müssten, während der BRUT nicht während des Winters (!)

Ansonsten bringt eine Isolierung nichts. Das ist zwar nur meine persönliche Meinung, aber ich bin zutiefst überzeugt davon.

Wir haben hier schon wunderschöne Bilder gesehen von Schwärmen, die absolut im Freien erfolgreich überwintert haben und es gibt genügend Imker, die nur in zugigen Holzkisten überwintern.

Mir bekannte sehr große Imker überwintern nur mit weit offenem Flugloch inklusive sehr großem Gitterboden. Ich selbst habe immer wieder in dieser Hinsicht Tests gemacht und vertrete die Ansicht "Je offener umso besser"

Kein Schimmel ist dabei zu bemerken und den Bienen scheint es mindestens so gut zu gehen, wie jenen, die im Bienenhaus, oder dem Pultständer überwintern.

Ich habe nur aus einem einzigen Grund Styroporbeuten- Wegen des Gewichtes. Ansonsten würde ich mir wegen Isolierung nicht den geringsten Gedanken machen.
Dies aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen und jener von Imkern die hunderte von Völker haben und von mir befragt wurden.
 
Hej Alpenimker

Danke auch fuer den Tip mit der Brut und Wärme.

Da ich persönlich sowieso denke dass frische Luft immer gut ist, so finde ich Deine Erfahrungen ansprechend. Denn zB Schimmel (ausser bei einem guten Käse!) ist ja immer ein Zeichen von hoher Luftfeuchtigkeit und schlechter Belueftung.
Allerdings, Zugluft, nein das leuchtet mir wiederum nicht ein. Die zieht ja dann auch an den Bienen vorbei und damit verschwindet das Luftpolster um den Kröper mit Verlusten zur Folge.
Und Verluste kosten einfach Energie, sprich Futter, in jedem "System".

Nächstes Puzzle am Platze: frische Luft ohne Zug!
 
Nächstes Puzzle am Platze: frische Luft ohne Zug!
Genau, das wäre ideal.

Kurze Anmerkung: Ich war auf deiner Seite und werde da bestimmt noch öfter sein. Bereits jetzt könnte ich mir gut vorstellen mit dir eine Nacht am Lagerfeuer zu verbringen.

Herzliche Grüße aus Tirol in den hohen Norden
 
Hej AI

Ich denke die Immen werden da einen guten Platz kriegen...aber Lagerfeuer erst ab August...vorher ist es zu hell!
cs3.gif


Da wäre hier im Mittags- oder Nachmittagsschatten auf der Wiese. Morgensonne direkt, geschuetzt von NW bis NO gegen kalte Winde. Und die vorherrschenden SW Winde kommen dort auch nicht an wegen dem kleinen Bergruecken.
Tracht in unmittelbarer Nähe: ein paar Weiden, weisser Klee, Linde (eine, von mir gepflanzt), Birke, Eichen, Apfelbaum, Vogelkirschen, Espen, Kiefer, Tanne, Blaub- und Heidelbeeren, Heidekraut, ungeschlagene Wiese, verschiedene Blumen und was sonst noch so blueht und gedeiht auf einer Waldlichtung.

Was+lange+w%C3%A4hrt.JPG


Schweinekalt kann es werden und Schnee bis zu einem Meter! OK, Schnee isoliert, aber die Beute muss dann auch hoch genug stehen.
Womit ich einigermassen wieder beim Thema wäre.
 
Ich klinke mich nun mal als Verfahrenstechniker ein,
weil ich in Thermodynamik und Wärmeübertragung so fürchterlich
gequält wurde von meinen Profs.

Um sich einen Sachverhalt klar zu machen, hilft es oft sich die möglichen
Extreme bildlich vorzustellen.
Extrem Nr. 1:

Eine Beute, die absolut Wärmedicht ist (NUR wärmedicht, alles andere lassen wir außer Acht).
Das bedeutet, dass die Wärme, welche die Bienen produzieren in der Beute bleibt und diese
immer wärmer werden würde, denn es gibt ja keinen Verlust.
Einmal aufgeheizt, würde dementsprechend das Heizen von den Bienen vollständig eingestellt
werden. Absolut wärmedicht nennt man in der Thermodynamik auch "adiabat" (nebenbei).
Eine Doppelwand, die in der Mitte ein Vakuum hat, kommt einer solchen Isolierung
am nächsten (Vergl. Thermoskanne aus doppelwandigem Stahl).

Es ist dementsprechend einleuchtend, dass die äußere Bienenschicht NACH dem Aufheizen der Beute
die gleiche Temperatur erfährt wie die inneren Bienen der Traube.
Der Futterverbrauch ist damit am geringsten und die Bienen krabbeln in der Beute rum
und machen Urlaub.

Extrem Nr. 2

Nun hängen wir die Bienentraube frei auf, ohne Beute.
Da die Wärmeableitung sehr groß wird, wenn man einen Körper
mit einem gut Wärmeleitenden Medium möglichst stark anströmt,
wird die Bienentraube gedanklich mit mehreren kalten Luftfontänen
(möglichst feuchte Luft) ringsum dauerhaft angeströmt.
Der Wärmeverlust ist sehr hoch, die äußeren Bienen halten das
dortige Verharren nicht lange aus und der Futterverbrauch steigt sehr stark an.
(Luftstrom von -25°C mit Eispartikel aus Druckluftdüsen z.B.)

Irgendwo zwischen diesen Extremen liegen nun wir Imker mit unseren Bienen und Beuten.

Nun sind aber wirklich solche Dinge zu beachten wie z.B. Kondensation der Luftfeuchte.
Die Temperatur sinkt vom inneren der Traube nach außen in irgendeiner Form.
Je weiter ich vom Zentrum nach außen gehe, um so niedriger wird die Temperatur.
An der Grenze der Traube zur Luft der Beute macht dieser Temperaturverlauf eine
art Knick, die Temperatur fällt ab da schneller bis zur Beutenwand. Durch die Wand der Beute
ergibt sich ein annähernd linearer Verlauf, um dann außerhalb der Beute erneut einen steileren
Verlauf nach unten zu nehmen.

Angenommen die Temperatur in der Traube beträgt 25°C und hat eine relative Luftfeuchte
von 60%. Weiter angenommen, die absolute Feuchte (also die Wassermenge in der Luft) bleibt
vom inneren der Traube bis zur Außenhaut der Beute konstant.
Dann gibt es an dem Punkt Kondensation, an dem die Luft die Temperatur von 17°C unterschreitet (etwa!).
(Nebel entsteht genau so, nebenbei) Anm.: der Druck sei Normal (1,0133 bar).
An der Stelle (eigentlich eine imaginäre Hülle) bildet sich Kondensat.

An irgendeinem Punkt vom Inneren der Traube bis zur Außenwand passiert das,
und wir können das auch nicht verhindern.
Beim Isolieren unserer Häuser achten wir darauf, dass dieser Taupunkt INNERHALB
der geschlossenpoorigen Isolierschicht liegt. Dabei achten wir aber darauf, dass unser Haus
im inneren in der SOLL-Temperatur liegt.
Das können wir bei einer Beute nicht.
Daher müssen wir auf folgendes achten:

1. Kondensierende Luftfeuchtigkeit muss jederzeit abströmen bzw. abdiffundieren können
2. Es ist ratsam eine gewisse Isolation für die Traube zu gewährleisten, damit diese "kondensationshülle"
möglichst nicht an der Traubenoberfläche liegt.
3. Der Raum um die Traube sollte möglichst optimal angepasst sein, denn ist das Kondensat
weit von der Traube weg, ist es für die Bienen am besten.
4. Da (aus Extrem Nr. 2) nun ersichtlich ist, dass strömende Medien (Luft, Wasser) einen besonders
guten Wärmeübergang bewirken, sollte die Luft in der Beute sich nie sehr stark bewegen,
dennoch aber auch nicht eingeschlossen sein, denn sonst steigt die Luftfeuchte und der Taupunkt
wird schon bei höheren Temperaturen erreicht.

Resumee:
Das System exakt Mathematisch zu erfassen, würde eine große Rechnerleistung
und ein sehr gutes Berechnungsprogramm erfordern ("zu Fuß" nicht möglich).
Die Beuten die wir heute haben, sind bewusst oder unbewusst den Gegebenheiten
so angepasst, dass Bienenhaltung in weiten Klimabereichen möglich ist.
Ich persönlich sehe Beuten aus Kunststoffen gerade für den Winter daher mit einer
etwas größeren Skepsis, da diese nicht atmungsaktiv sind.

Beachten wir obige Punkte 1 bis 4 im Hinterkopf (falls außergewöhnliche Zustände auftreten),
und halten uns an die guten Erfahrungen unserer
alten Meister und nutzen die tausendfach getesteten Beuten, sind wir sehr gut bedient.

VG
Hagen
 
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