Faulbrut und was so auf Euch zukommt

J

Josef Gruber

Guest
Hallo Bienenfreunde!

In diversen anderen Beiträgen hab ich immer wieder auf das Problem Faulbrut hingewiesen.
Ich möchte in diesem Beitrag zusammenfassen, was da so auf einen zukommt wenn die Faulbrut
auf den Stand gefunden wird.
Und vorab es bricht mit der Diagnose Faulbrut nicht die Welt zusammen

Schon seit vier Jahren bin ich von der Faulbrut umzingelt und immer wieder in das Sperrgebiet gefallen:
Aus diesem Grund wurde seit dem Näherrücken der Faulbrut

  • das Wandern eingeschränkt
  • Größe meiner Stände auf 10 Völker limitiert
  • auf jungen Wabenbau gesetzt
  • meine Beuten von jeden Neugebrauch ausgeflämmt
  • von jeden Stand im Frühjahr eine Futterkranzprobe eingesandt
    => immer negativer Befund
Und trotzdem habe ich Mitte Mai dieses Jahres die Faulbrut auf einen Stand gefunden.
Meine Reaktion war natürlich eine hängende Lippe, aber nachdem ich einigermaßen gefasst habe wurde zum Telefon gegriffen, aber am Wochenende einen zuständigen Seuchenwart für das Gebiet zu finden war nicht möglich. So habe ich am darauf folgenden Montag die zuständige BH informiert und dann ging‘s los

  • ein für mich neuer Seuchenwart meldete sich zwei Stunden später und noch eine Stunde später waren wir am Bienenstand
  • nach gemeinsamer Suche wurden kranke Zellen bei 2 Völkern gefunden
  • diese Wabe hat er eingepackt und zur Untersuchung gesandt
  • der Seuchenwart hat sofort die Sperre des Standes angeordnet
Jedoch wurde mir eine Sanierung auf eigene Kosten gestattet. Mir wurde erlaubt die beiden betroffenen Völker nach dem "Kehrschwarmverfahren ohne Kellerhaft" lt. Merkblatt AGES zu sanieren

Sofort bin ich darangegangen die beiden Völker zu sanieren
Vorgegangen bin ich nach dem Merkblatt der AGES, eigentlich sehr klar beschrieben

und

  • alle Brutwaben dieser Völker verbrannt
  • alle Waben des betroffenen Standes werden geschleudert, ausgeschmolzen und mit Natronlauge gereinigt
  • alle freien Beuten mittels heißer Natronlauge gereinigt
  • auf allen Ständen gibt es seit diesen Zeitpunkt eigene Stockmeißel und Besen
  • die Hände wurden nach der Bearbeitung der einzelnen Völker desinfiziert
  • der Overall kam nach Arbeiten am betroffenen Stand in die Wäsche
Honig war von den betroffenen Völkern natürlich keiner zum Ernten, die beiden Völker haben innerhalb einer Woche acht Mittelwände ausgebaut und wurden aktuell auf zwei Einheiten eingewintert. Bei den restlichen 6 Völkern am Stand waren keine Krankheitssymtone zu finden

Was hat die Behörde gemacht:

  • den Sperrkreis auf 3km um meinen Stand erweitert
  • alle angrenzenden Gemeinden und Bezirkshauptmannschaften informiert
  • einen zuständigen Seuchenwart definiert

Der Seuchenwart:

  • war froh, dass das Problem auf meinen Stand gelöst war
  • hat sich nach meiner Meinung nur unzureichend die benachbarten Stände angesehen
  • sich auf meinen 2 Stand im Bezirk Weiz umgesehen
  • einen Termin für die Abschlusskontrolle festgelegt
  • die Völker zum vereinbarten Zeitpunkt durchgesehen und gottlob nichts gefunden
  • hat die Aufhebung des Sperrgebietes beantragt
  • Ich war mit diesen zögerlichen Auftreten gegenüber mir und den benachbarten Imkern nicht unbedingt einverstanden, konnte jedoch
    im Gespräch mit den Seuchenwart keine schärfere Kontrolle erwirken.
Da ich mir ziemlich sicher bin, dass mein Stand nicht der Verursacher der Krankheit ist,
bin ich von der Vorgangsweise der zuständigen Behörde ziemlich enttäuscht.

Grundsätzlich bin ich froh, dass der ganze Rummel wieder vorbei ist,
jedoch habe ich große Bedenken ob:

  • alle Bienen im Sperrbezirk kontrolliert wurden
  • die Kunstschwarmbildung der zwei klinisch erkrankten Völker ausreichend war
  • die Meldung der AFB überhaupt was bringt
Ende Juni habe ich von all meinen Völkern eine Futterkranzprobe gezogen.
Von der Imkerschule Graz wurden diese Untersuchungen zu einen sehr sehr günstigen
Tarif durchgeführt – nochmals Danke.

Doch die nächste Überraschung folgte

  • bei den beiden sanierten Völkern war die Futterkranzprobe negativ
  • jedoch bei ca. 20% all meiner Völker war der Befund „Gering positiv“
    1-5 Sporenbildende Einheiten wurden nachgewiesen

Natürlich Freud und Leid zugleich, die vormals kranken sind gesund, einige meiner Völker sind jedoch angeschlagen.
Somit war recht schnell der Entschluss gefasst

  • allen Wirtschaftsvölker wurde im Zuge der Honigernte die Brutwaben entzogen
  • alle Wirtschaftsvölker bekamen neue bzw. gereinigte Rähmchen mit Mittelwänden
  • und es wurde mit dem Futter nicht gespart nach 32 kg Apiinvert hatte alle Wirtschaftsvölker 20 Waben ausgebaut
So habe ich all meine Wirtschaftsvölker auf neues Wabenmaterial gebracht und einen Großteil der ungeliebten Milben entfernt.

Bis Mitte September stieg der natürliche Milbenabfall auf 6-8 Milben.
Was für mich der Auslöser zu einer AS-Behandlung war.
Die Völker schauen gut aus und werden demnächst mit Oxalsäure bedampft.

Noch einmal brauche ich die Faulbrut nicht am Stand, mir sind alle vorbeugenden Maßnahmen recht.

Ich hab natürlich gute Vorsätze für die nächsten Jahr

  • alle freiwerdenden Beuten jährlich reinigen
  • nur gereinigte oder neue Rähmchen einsetzen
  • auf ausreichende Versorgung mit Futter achten
  • auf ausreichende Pollenversorgung achten
  • nicht mit Mittelwänden geizen
  • zweizargig überwintern
  • kein Wabenmaterial einlagern
  • keinen Honig füttern, auch keine Meli Waben
  • Wachs vor der Verwendung entseuchen
  • getrenntes Werkzeug für jeden Stand
  • wandern eingeschränken
  • Varroa Bekämpfung mittels Brutentzug
Nun hoffe ich, dass das nächste Jahr etwas geordneter läuft.

Und nochmals, bei jeder verdächtigen Zelle ist aktives Handeln gefragt.
Über das wie möchte ich niemanden belehren, aber mit jeden verstrichenen Tag wird das Problem nicht besser.

Gruß Sepp
 
Hallo Sepp,

dann sei mal froh, dass es kein Emporkömmling gewesen ist, der noch Karriere im Amt machen wollte. Unsere Doktorin hat gleich alles abschwefeln lassen.

Allerdings wird sie das nicht mehr machen, nachdem ihr fast alle anderen Imker auf`s Dach gestiegen sind.

Danke noch einmal für den ausführlichen Bericht.


Grüße

Tim
 
Sepp, Dein hervorragender Bericht macht betroffen, nicht nur alleine wegen der Faulbrut, sondern in erster Linie um dort den zuständigen Gesundheitswart, aber auch der Behörde, diese, bzw. der dortige Amtstierarzt müsste müssten doch erkennen, dass hier größte Not an engagiertem Personal vorhanden ist.

Über Dich, Deiner Erfahrung und Deinem Fachwissen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, Du weißt wie der Hase läuft und kannst Dir das nächste mal selber helfen. Laut meiner Erfahrung können dies zumindest 50 % der Imkerinnen nicht, somit wird gezwungenermaßen die AFB immer wieder und irgendwo in dieser Gegend auftauchen.

Sepp, gibt Deinem Herzen einen Stoß und spreche doch in der zuständigen BH und deren Amtstierarzt, aber auch bei der BBK (Bezirksbauernkammer) vor. Gerade solch junge und tüchtige Leute wie Du einer bist soll nicht ständig Opfer von Schlampereien sein.

Josef, der das betroffene Schweigen unserer durchaus verstehen kann.
 
vermutlich personelle Problem

Hallo Josef!

Ich habe zwischenzeitlich ein gutes Verhätnis zu meinen letzten Seuchenwart aufgebaut.
Er ist auf den diversen Info Veranstaltungen (Mitwochakademie Imkerschule Graz, Api Therapie Konkress, etc.) in der Steiermark ein fixer Teilnehmer.
Dabei ergeben sich auch immer wieder Gespräche zu diesem Thema.
Dabei hört man folgendes heraus:
- ein Sperrbezirk mit einen Radius von 3km zieht sich meist über mehere Gemeinden
- in einen Sperrbezirk dieser Größe stehen sehr oft an die 1000 Völker
- der Seuchenwart ist oft nicht ortskundig
- ein Seuchenwart ist Imker, hat meist einen Hauptberuf sowie Familie,
ich könnte mir nicht vorstellen diese Aufgabe zeitlich auf die Reihe zu bringen
- es ist fast unmöglich alle betroffenen Imker und deren Völker zu kontrollieren
- viele Imker sind nicht kooperativ
- bei Hinterbehandlungsbeuten ist eine Sanierung sehr schwierig und es bleibt oft nur das Abtöten

Meine zwischenzeitliche Erfahrung
Es ist besser diese Imker, welche aus Seuchwarte zu uns kommen aktiv zu unterstützen, als bei allen möglichen Gelegenheiten zu blockieren.
Denn für diese Personen, sowie auch für den Amtsarzt ist es dass Einfachste das Abtöten der Völker anzuordnen.

Nur meine Vermutung:
Es wird in allen Bereichen gespart, diese Unterstützung in der Behandlung durch den Seuchenwart wird wahrscheinlich eingeschränkt.
Mehr Verantwortung und Einsatz des einzelnen Imkers wird das Motto der Zukunft sein.

Gruß Sepp
 
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