Info-Block Oktober von IM Hans Rindberger, Bio-Imker

Astacus

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EHM, Zanderflach
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Ja
Info-Block Oktober
Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene

IM Hans Rindberger, Bio-Imker, A-4893 Zell am Moos, Gassen 12,
Tel./Fax 0 62 34/83 56, E-Mail: hans.rindberger@aon.at

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Der neue Ratgeber

Hans Rindberger, geb. 26. Februar 1949, Pflichtschule, Arbeit am elterlichen Bauernhof, 10 Jahre bei einer Bank tätig; ab 1979 Musikstudium an der Hochschule Mozarteum in Salzburg mit Abschluss in Musikerziehung und künstlerischem Diplom; Anstellung beim OÖ Landesmusikschulwerk, 12 Jahre Leiter der Landesmusikschule in Frankenmarkt;
Auseinandersetzung mit Bienen seit 1962, ab 1980 Aufbau einer Imkerei mit derzeit 100 bis 150 Völkern nach biologischen Grundsätzen, 1993 offizielle Abgrenzung zur konventionellen Imkerei durch Beitritt zum Bio-Verband „Ernte für das Leben“ (jetzt „Bio-Ernte Austria“), seit 2002 Imkerei als Hauptbeschäftigung.

Wie ich zu den Bienen kam

Soweit ich zurückdenken kann, waren bei uns am Bauernhof immer Bienenvölker in irgend einer Form aufgestellt. Die Rauchfangfässer und dazu die Erzählungen meiner Großeltern vermittelten mir ein Bild früherer Bienenhaltung. Der Großvater hielt sicher mit sehr wechselhaftem Erfolg immer ein paar Völker in Wiener-Vereinsständern.
Meinen Wunsch nach Bienenhaltung löste aber der Imker und Zimmermann Josef Grubinger (1912 – 1980) aus. Wenn ich ihn in den Frühsommern besuchte, faszinierten mich der Geruch und die Sauberkeit in seinen großen, geräumigen Bienenhäusern.
Vor unseren Bienen zu Hause hatte ich großen Respekt. Bei Grubinger, der ohne Schutz arbeitete, wurde ich nie gestochen. Ich war begeistert. Auch hatte ich damals die Überzeugung, dass die Arbeit mit dem „Kuntsch-Maß“, das Grubinger verwendete, viel leichter war. Immerhin standen in seinen zwei Bienenhäusern an die 110 Völker. Ich bestellte also ein Bienenfass in seinem Maß (Hinterbehandler). Nach diesem Muster baute ich mir noch weitere Kästen. Das war im Winter 1962, ich war damals 13 Jahre alt. Im nächsten Frühjahr ging es dann los. Die Kisten wurden mit Schwärmen aus meiner Nachbarschaft besiedelt. Bei der Bearbeitung merkte ich schnell, dass die Stecherei wieder losging. Ich hatte nämlich geglaubt, man könnte die Bienen durch entsprechende neue Bienenkästen zur Friedfertigkeit veranlassen. Der Unterschied lag jedoch in der Bienenrasse, das begriff ich alles erst später. Josef Grubinger hielt damals schon die „Carnica“ in Reinzucht und legte Wert auf Sanftmut.

Umstrukturierung

Nach 20 Jahren setzte ich einen imkerlichen Neuanfang. Sorgfältig vorbereitet in Form von Kursbesuchen – hauptsächlich in der Imkerschule in Linz – und nach umfangreichem Studium entsprechender Literatur, baute ich mir neue Magazinbeuten und kaufte auch die Bienen neu ein. Von einem guten Imker erwarb ich sieben schöne Carnica-Völker und einige Jahre später hatte ich bereits den zehnfachen Bestand. Bei diesem Neuanfang probierte ich das Einheits- und Zandermaß nebeneinander. Bewährt hat sich das neunrahmige Zandermaß. Als Leitfaden dient mir bis heute das Buch „Unser Imkern mit dem Magazin“ (Ausgabe 1976) von Karl Pfefferle aus Baden-Württemberg. Allerdings musste ich später leider feststellen, dass in einer neueren Ausgabe zur Bekämpfung der Varroa-Milbe das Medikament „Apistan“ empfohlen wird.

Bienenstand im Frühsommer kurz vor dem Aufsetzen der vierten Zargen. Holzmagazine im Zandermaß sind die besten wirtschaftlichen Bienenwohnungen. Wenn das Angebot aus der Natur stimmt, brauchen die Bienen keine weiteren Hilfsmittel.

Medikamente in der Imkerei

Der teilweise massive Medikamenteneinsatz bei der Bienenhaltung in den letzten 25 Jahren ist einer der Irrwege in der Imkerei. Dazu trug einerseits die vor allem in den älteren Imkergenerationen herrschende Medikamentengläubigkeit bei, andererseits das Bestreben der Imkerfunktionäre und Verbände, den Mitgliedern jedes Jahr ein neues Hilfsmittel, meist in Form von Medikamenten, anzubieten.
Ein extremes Beispiel ist das Antibiotikum „Fumidil B“. Zum Großteil nur vorbeugend und teilweise in großen Mengen (Futterteig mit Fumidil war fix und fertig erhältlich) gegen Infektionskrankheiten eingesetzt, war es für eine gesunde Bienenhaltung nie vertretbar, inzwischen ist das Medikament längst verboten.
Weitere Beispiele an nachhaltigen Giften sind Varroamittel wie „Folbex VA“, „Apistan“, „Perizin“, „Imkerglobol“ gegen die Wachsmotten, usw. Angesichts dieser Medikamentenpalette, deren Rückstände im jetzigen Bienenwachs und Propolis fein säuberlich feststellbar sind, noch von Naturnähe der Imker zu sprechen, ist fast pervers! Der bedenkenlose Einsatz von Giften hat mich schon immer gestört. Man konnte kaum darüber diskutieren ohne als „Verhinderer“ oder als „Verräter“ dazustehen. Jetzt, wo ein allgemeines Umdenken erfolgt, sollte wiederum aus Rücksicht auf diesen Prozess nicht davon gesprochen werden. Man vergisst dabei, dass durch konstruktives Diskutieren und eventuell auch Streiten viele Gifteinsätze hätten vermieden werden können.

Ein kräftiges Bienenvolk braucht (außer gegen die Varroa) keine Hilfe. Es muss nur seine Bedürfnisse ausleben können.

Warum Bio-Imkerei?

Viele Imker/innen wundern sich derzeit über die immer stärker und aggressiver werdenden Bienenschädlinge und Bakteriosen. Sie haben noch nicht begriffen, dass zum Teil die Medikamentenanwendung der letzten 20 Jahre die Ursache dafür ist. Bei den Infektionskrankheiten von Mensch und Tier ist es mittlerweile allgemein bekannt. Wenn wir mit dem Umgang von Antibiotika so weitermachen wie bisher, werden uns die hochgezüchteten Bakterien eines Tages in große Schwierigkeiten bringen.
„Die Verbreitung der Varroa-Milbe in den Bienenvölkern hat die Imkerei gewissermaßen aus dem Paradies vertrieben.“ So kommentiert Michael Weiler sehr treffend die Situation Ende der 80er Jahre, als das Ausmaß des durch die Varroa-Milbe verursachten Schadens klar wurde und die Imkerei in bis dahin nicht gekannte Schwierigkeiten geriet.
Die chemische Industrie reagierte schnell und brachte milbentötende Substanzen auf den Markt, gegen die die Milbe bald Resistenzen entwickelte und deren Rückstände sich in teilweise hohen Konzentrationen im Wachs, im Propolis und in den Beuten der Imker nachweisen lassen. Die Gefahr der Medikamenten-Einwanderung in den Honig ist dadurch ständig gegeben und auch schon passiert. Das Problem wurde teilweise erkannt und angesichts dieser Situation bleiben der konventionellen Imkerei derzeit nur die Methoden der Bio-Imkerei im Kampf gegen die Varroa: organische Säuren. Von meinen Versuchen ist die Ameisensäure als Abwehrmittel geblieben. Nach wie vor wende ich sie als zweimalige Schockbehandlung von oben an, gleich nach der letzten Honigernte. Das ist die effektivste und zugleich sparsamste Anwendung. Organische Säuren hinterlassen keine Rückstände! Eine Anpassung der Schädlinge ist nicht zu erwarten.

Bei hohem Varroabefall ist ein Bienenvolk ohne Hilfe verloren.

Potenzial nützen

Honigbienen haben ein grandioses Gesundheitspotenzial! Aufgabe und Verantwortung einer Imkerin/ eines Imkers sind es, dieses Potenzial zu nützen und dadurch die Bienen vor Krankheiten zu schützen. Nicht die Natur sondern der Mensch hat auf Grund mangelnden Bewusstseins Fehler gemacht und unsere Honigbienen in schwere Bedrängnisse gebracht (Einschleppung von Krankheiten und Schädlingen). Hier gilt es, die Herausforderung anzunehmen und unseren Bienen so gut und wesensgemäß wie möglich, bildlich gesprochen unter die „Flügel“ zu greifen. Auf Grund der obigen Situationsbeschreibung in der konventionellen Bienenhaltung bot sich für mich – auch wegen der schon bestehenden Voraussetzungen (rückstandsfreie Betriebsmittel) – die Bio-Imkerei als Ausweg an. Die konsequente Einhaltung von Richtlinien und deren Kontrolle soll gewährleisten, dass die Bienen eine möglichst hohe, gesundheitliche Stärkung erfahren und die erzeugten Produkte in ihrer natürlichen Reinheit gewonnen werden können. Es ist ja längst erwiesen, dass die gelegentlich auftretenden schädlichen Rückstände in Imkereiprodukten nicht durch die Umwelt sondern immer durch Medikamentengaben des betroffenen Imkers verursacht wurden. Neben den allgemein bekannten Behandlungen mit organischen Säuren bietet meiner Erfahrung nach die Wahl des richtigen Standortes viele noch zu entdeckende Möglichkeiten der Hilfe. Da ich als Bio-Imker ein Interesse an ungewöhnlichen Methoden habe, beschäftige ich mich schon seit einigen Jahren intensiv und erfolgreich mit Radiästhesie.

Richtlinien für Bio-Imkerei

· Die biologische oder ökologische Bienenhaltung ist in der EU-Verordnung 2092/91 gesetzlich geregelt. Zusätzlich gelten die Richtlinien der entsprechenden Bio-Verbände. Die Einhaltung wird von unabhängigen Kontrollfirmen mindestens einmal jährlich überprüft. Neben Standort und Materialauswahl für die Bienenstöcke ist vor allem die Betriebsweise wie Fütterung, Krankheitsbekämpfung usw. geregelt. Produktion und Vermarktung sind genau zu dokumentieren. Die Bestimmungen und Regelungen der Lebensmittelbehörde sowie die Bundes- und Landesgesetze im Allgemeinen gelten natürlich auch für den Bio-Landbau.

· Die ökologische Qualität hängt stark von der Behandlung der Bienenstöcke und der Qualität der Umwelt ab. Auch die Bedingungen, unter denen Imkereierzeugnisse gewonnen, verarbeitet und gelagert werden, bestimmen diese ökologische Qualität. Imkereierzeugnisse dürfen erst dann mit Hinweis auf ökologischen Landbau vermarktet werden, wenn die in dieser Verordnung festgelegten Bedingungen seit mindestens einem Jahr erfüllt werden. Während der Umstellzeit ist das Wachs entsprechend den Anforderungen auszuwechseln.

Der Imker hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Gestaltung der Landschaft, in welche seine Bienen auf Sammelflug ausfliegen. Er hat normalerweise auch keine Möglichkeiten, deren ökologische Bewirtschaftung sicherzustellen oder zu garantieren. Eine biologisch definierte Bienenhaltung kann letztlich nur über Pflegemaßnahmen der Bienenvölker und den Umgang mit deren Produkte geregelt werden. Die Kulturmaßnahmen an den Bienenvölkern sollen sich an den natürlichen Bedürfnissen der Bienen orientieren. Die Betriebsweise muss so gestaltet sein, dass sich die Lebensäußerungen der Bienen organisch entfalten können. Die imkerlichen Maßnahmen werden sich vermehrt daran ausrichten müssen, die Vitalität der Bienen zu stärken, weil dies auf Dauer der sinnvollere Weg sein wird, mit der Varroa-Milbe und den veränderten Umweltbedingungen zurecht zu kommen.

Liebe Imkerinnen!
Liebe Imker!

Für die Bereitschaft und Möglichkeit, meine Sicht des Umganges mit den Honigbienen über dieses Medium zu verbreiten, möchte ich mich bei der Redaktion der „Bienenwelt“ bzw. der „Alpenländischen Bienenzeitung“ herzlich bedanken.

Die ökologische oder biologische Imkerei wird das Hauptthema meiner Beiträge sein. Es gibt hier einiges im Allgemeinen zu berichten. Viele imkerliche Arbeits-Details werden hier nicht beschrieben werden. Sie sind in den letzten Jahren zur Genüge angeführt worden und ich möchte nicht zu viel wiederholen.

Die Imkerei ist eine der schönsten Beschäftigungen, die ich kenne: in der warmen Jahreszeit die Arbeit mit den Bienen und die Honigernte, in der anderen Hälfte des Jahres die Erstellung und Reparatur der Betriebsmittel. Das ergibt eine zeitliche Abwechslung, die immer voller Spannung bleibt.
In diesem Sinne darf ich Sie durch ein Bienenjahr begleiten.

Hans Rindberger
 
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