Ich habe die Diskussion irgendwie nicht mehr verfolgt, nun aber gesehen, dass es ja noch ganz spannende Beiträge gab dazu
Das Thema ist natürlich sehr komplex, meine Sichtweise ist die folgende:
- Egal ob Hobbyimker oder nicht, niemand sollte unter Kosten produzieren - ich bin schon der Meinung, dass die Masse der Hobbyimker die Preisuntergrenze stark beeinflusst.
- ABER (!) wir haben als Imker die Aufgabe auch zu erklären, wieso wir diesen Preis nehmen. Das hat für mich ganz viel mit Qualität zu tun.
- Imker, die Zeug verscherbeln, welches wir selber nicht essen würden, sollte es bitte bleiben lassen. Die Wortwahl ist bewusst gewählt, denn wir produzieren ein Lebensmittel. Da ist für mich Qualität extrem wichtig und sollte es auch für Kunden sein. Ich war vor kurzem in der Hygieneschulung bei Niklas und was man dort für Fälle gesehen hat, war haarsträubend. Ganze Spinnen im Honigglas!! Nun bin ich selber extrem auf Hygiene bedacht und habe selber gemerkt, wie schnell mal ein Futzerl Karton im Glas bleibt, aber für mich ist sowas nicht akzeptabel. Das bedeutet halt auch, dass ich den entsprechenden Aufwand betreibe mit entsprechenden Kosten und dem entsprechenden Preis dahinter. Nun ich ich vielleicht ein Pedant was das betrifft, aber ALLE Imker sollten diesen Standard haben meiner Meinung nach. Weil 1. wir produzieren ein Lebensmittel und 2. dadurch erreicht man Qualität.
- Bevor ich jemanden ein Glas Honig um 3 EUR verkaufen finde ich herschenken auch besser - aber nur, wenn es ein echtes Geschenk ist, zB zum Geburtstag, Weihnachten etc - also etwas besonderes. Nicht so "Haste mal ein Glas Honig?"
- Aus jahrelanger, beruflicher Erfahrung kann ich sagen: wenn der Kunde für etwas nicht zahlt, wird es nicht wertgeschätzt.
- Daniel hat auch schön geschrieben, dass es unterschiedliche Kundensegmente sind. Das stimmt sicherlich. Trotzdem bleibe ich dabei, dass die Preisuntergrenze wesentlich höher liegen sollte, als sie manchmal tut. Sie muss mindestens den Produktionskosten entsprechen. Wenn ich dann aber Bio bin, ein super ausgestattete Räumlichkeiten habe, eine edle Verpackung, eine Geschichte zum Honig, Laboranalysen etc, dann finde ich, darf man auch Geld damit verdienen
Das einzige Thema, wo ich noch nicht im Reinen mit mir bin sind Menschen oder Familien, die nicht so viel Geld haben. Besonders dort, wäre ein guter Honig doppelt viel Wert und solche Menschen sollten erst Recht Zugang zu echtem Honig haben, keine Pampe aus China. Ich denke auch, dass diese Menschen die Qualität wesentlich mehr zu schätzen wissen, als andere Leute, die im Supermarktregal einfach zu irgendeinem Honig greifen. Der Begründer des Bienenpodcasts (Lothar Bodingbauer) hat das ganze glaube ich so gelöst, dass er ein günstigeres 1kg Glas für Großfamilien hat. Aus Marketingsicht müsste man das anders handhaben - sollte man das unter einen anderen "Marke" verkaufen? Nur nach Bauchgefühl, quasi also unter dem Ladentisch? Gleichzeitig denke ich mir: ich zahle so viel Steuern in diesem Land, muss ich dann auch noch Sozialamt spielen und einer Familie quasi 10 EUR quersubventionieren?
Ein schwieriges Thema finde ich.
Für mich versuche ich meinen KundInnen Honig so zu erklären, dass er sehr ähnlich ist wie Wein: es kommt auf die Lage und das Jahr an. Jeder Jahrgang schmeckt anders, Weintraube ist nicht gleich Weintraube und wie man den Wein behandelt, wie man ihr verarbeitet und lagert ist genauso wichtig, wo ich meine Material herbeziehe, mit dem ich den ganzen Betrieb schmeiße und worin in den Wein abpacke und verkaufe. Für mich als Wachauer-Imker, hat die Analogie bis dato noch immer funktioniert.
LG
Andreas