@Nils: Damals sagtest Du das auch, wie geht es Dir jetzt?
Ja imkern ist zumindest zeitweilig ziemlich brutal. Ich bin mir sicher, daß das, was in Kursen und Lehrbienenständen so als "normales" Imkern gelehrt und gezeigt wird so manchen Anfänger verschreckt.
Ich fand meinen persönlichen Weg indem ich meine Art des imkerns ent-brutalisiert habe
Warum soll ich Dinge machen, die ich nicht machen will? Entweder geht es ohne diese Dinge bzw. anders - oder ich muß das Imkern bleiben lassen. Also habe ich die brutalen Dinge einfach mal weggelassen und imkere seither mit weniger schlechtem Gewissen.
Im wesentlichen sind das folgende Punkte:
- imkern ohne Schutz!
Der Schleier ist zwar griffbereit, aber ich arbeite immer ohne Handschuhe und meist ohne Schleier. Das hilft ungemein zu lernen, wie man mit Bienen umgehen muß damit diese ruhig bleiben.
Wenn ich manchmal Kollegen so anschaue, die mit mir angefangen habe - wie sie sich in ihre Schutzausrüstung werfen, da kommt mir oft der Gedanke die haben Angst vor ihren eigenen Bienen. Ich möchte ohne Angst imkern und lasse das Zeuge einfach mal weg.
- imkern ohne Rauch!
Angstfrei imkern gilt für beide Seiten! Meine Bienen sollen auch vor mir keine Angst haben. Also verwende ich keinen Rauch. Denn Rauch beruhigt die Bienen nicht sondern macht ihnen Angst! Oder würdet ihr euch beruhigen, wenn der Dachstuhl brennt und der Rauch ins Wohnzimmer kommt?
Nein, Rauch gibts bei mir nur im Notfall.
- kein Drohnenbrut schneiden
Es ekelt mich richtig an wie mit den Drohnen laut Lehrbuch umgegangen wird. Darum mache ich es nicht.
- ich weisle nicht um
Das überlasse ich den Bienen selbst. Ich käme nicht im Traum auf die Idee, eine gesunde, intakte Königin abzudrücken um umzuweiseln. Das sollen die Bienen schon selber machen!
- ich zeichne nicht
Mir würde es nicht gefallen, würde mir jemand einen Stahlhelm auf den Kopf kleben. Warum sollte ich sowas also einer Königin antun?
- ich verwende keine AS
Nachdem ich mehrfach am Lehrbienenstand gesehen habe, was AS mit den Bienen anrichtet habe ich mir andere Wege gesucht. Ihr wisst es ja eh
- (fast) kein Zellenbrechen
Das wertvollste, was die Bienen hervorbringen, ist der Nachwuchs. Also die Schwarmzellen. Das ewige Ausbrechen derselbigen - und das wöchtenlich und immer wieder - kotzte mich dermaßen an, daß ich daran beinahe das imkern aufgehört hätte. Bis mir klar wurde, daß ich das ja gar nicht machen muß!
Nun arbeite ich MIT dem Schwarmtrieb, verhindere aber die Schwärme. Und überschüssige Zellen verwerte ich in Apideas. Naja, nicht alle, sonst hätte ich noch 100 Völker mehr...
Anfangs hatte ich oft das Gefühl, ich würde gegen die Bienen kämpfen! Seitdem ich meine Arbeitsweise jedoch als "mit den Bienen" empfinde, geht es deutlich besser! Es wurde mir plötzlich viel leichter ums Herz und imkern macht Freude!
Auch wenn es manchmal durch meine Ungeschicklichkeiten getrübt wird.
Aber dabei tröstet mich immer folgender wichtiger Gedanke:
Als imker tötet man im Jahresverlauf hunderte von Bienen. Jedesmal wenn man den Deckel anfasst, ist schon irgendwo eine Biene übersehen und hinüber. Man ist ja vergleichsweise wie ein Gozilla in der Großstadt! Macht man andere Fehler, sterben auch wieder Bienen! Ersaufen im Futter oder dies und das usw. usf. Es gibt viele Gründe, warum ein Imker (unfreiwillig) zum Bienenmörder wird...
Und dennoch!
All diese gemeuchelten Bienen -und noch viele mehr - würden gar nicht existieren, wäre ich kein Imker. Wenn man sich vorstellt, daß im Sommer wegen mir 1,5 Mio. Bienen herumfliegen - dann sind die unvermeidlichen Todesopfer relativ harmlos. Dieser Gedanke macht es leichter...
Also Christian, es hat sich seither bei mir viel verändert!
Jetzt muß ich nur noch die "richtige" Völkerzahl für mich finden...
Servus
Nils