In Paraguay wächst der Widerstand gegen Sojamonokulturen!
Riesige Äcker dominieren, wo sich noch vor wenigen Jahren von Horizont zu Horizont der Regenwald erstreckte – im paraguayanischen Chaco und Atlantikregenwald ebenso wie im brasilianischen Mato Grosso. Die Natur muss weichen, weil Europa, USA und zunehmend auch China immer mehr Hunger auf Fleisch haben, für dessen Erzeugung sie billiges Kraftfutter brauchen. Steigende Ölpreise und drohender Klimawandel lösen zudem einen Drang zum sogenannten Biodiesel aus. Für beide Zwecke scheint keine Nutzpflanze besser geeignet als die Sojabohne.
Auf 2,7 Millionen Hektar wird in Paraguay zurzeit Soja angebaut und die Anbaufläche wächst unkontrolliert weiter. Die größten Gewinnerinnen sind aber internationale Agrar– und Chemiefirmen wie ADM, Monsanto und BASF.
Paraguay stieg in den letzten Jahren zum viertgrößten Sojaexporteur auf. Von den insgesamt 35 Millionen Tonnen Soja, die vor allem aus Südamerika jährlich in die EU importiert werden, sind deutsche Bauern und Massentierbetriebe mit 8 Millionen Tonnen die größten Abnehmer. Während gentechnisch veränderte Lebensmittel hier verboten sind, gilt das nicht für die Futtermittel; Gen-Soja landet somit täglich in Form von Fleisch, Milch und Eiern auf den meisten Tellern.
Ein lohnendes Geschäft, das auch in den kommenden Jahren gigantische Gewinne verspricht. Und so verleiben sich die Sojabarone und internationalen Agrar*firmen immer mehr fruchtbares Land ein, um Soja in Monokulturen anzubauen. Sie verdrängen die kleinbäuerliche Landwirtschaft und damit das traditionelle Modell, von dem immerhin die Hälfte der Bevölkerung lebt.
Die Sojaexpansion verschärft den Landkonflikt, der ohnehin das brennendste soziale Pro*blem ist. Paraguay gehört mit etwa 80 Prozent der Ackerfläche im Besitz von zwei Prozent der Bevölkerung zu einem der Länder mit der ungerechtesten Landverteilung weltweit.
Ginge es nach Héctor Cristaldo, Präsident des wichtigsten Verbandes der Sojalobby, ließe sich die Fläche problemlos um 1,3 Millionen Hektar steigern. Die Zukunft liegt für ihn im globalen Markt: „Das hohe Agrar-Potential in einem Land wie unserem nicht zu nutzen, um eine hungernde Welt zu versorgen, sondern zu sagen wir pflanzen nur, was wir selbst essen, das macht doch keinen Sinn!“ Er wird nicht müde zu betonen, dass der kleinbäuerliche Sektor hoffnungslos rückständig sei. Im übrigen seien in der modernen Landwirtschaft die Pestizide bei sachgemäßer Anwendung sicher.
Das Gegenteil spüren immer mehr Kleinbauern auch im Norden Paraguays, wo sich die Sojakulturen, vor allem in brasilianischer Hand, seit zehn Jahren immer rasanter ausbreiten. Kopfschmerzen, Hautausschläge, Bauchschmerzen und Durchfall, Übelkeit mit Erbrechen, Missbildungen bei Neugeborenen sind nur einige der Nebenwirkungen. Schützende Grünstreifen, die für die Großproduzenten gesetzlich vorgeschrieben sind, gibt es nicht.
Weil die Situation unerträglich ist, stellen sich die Kleinbauern immer häufiger dem Besprühen der Felder als lebende Mauern in den Weg. Doch die brasilianischen Sojabauern werden von Polizei und Militär unterstützt und heuern bewaffnete Sicherheitskräfte an, die ganze Gemeinden einschüchtern und bedrohen….
Diese Situation fuehrte auch im Juli letzten Jahres zur Absetzung des Staatspraesidenten Fernando Lugo, der
dieser Entwicklung kritisch gegenueberstand .und unter fadenscheinigen Gruenden aus dem Amt gedraengt wurde.