Hallo Bienenfreunde!
Ich imkere seit mindestens 10 Jahren mit offenem Gitterboden. Während der Umstellung von geschlossenen auf offenen Boden konnte ich einen Winter lang die beiden Systeme nebeneinander vergleichen. Ich kann nur sagen, dass ich eigentlich keinen Unterschied feststellen konnte. Der einzige Unterschied war, dass es nahezu keine verschimmelen Waben gegeben hat.
Es war weder in der Volksentwicklung noch im Futterverbrauch einen Unterschied feststellbar.
Bei der Beurteilung der beiden Systeme muss man sich über die bisher angeführten Argumente nähere Gedanken machen?
Volksentwicklung:
Ist es wirklich sinnvoll, wenn durch warmhaltige Beuten und durch "Reizfütterung" die frühe Brutentwicklung gefördert wird?
Ich behaupte, dass es nur Nachteile bringt, da sich die Bienen frühzeitig abarbeiten, die Varroavermehrung begünstigt wird und die Gefahr besteht, dass bei Wetterrückschlägen die Bienentraube durch die Brut "festgehalten" wird und vom Futter abreißt. Mir ist es lieber, wenn die Brutlosigkeit möglichst lange anhält und dann dafür die Entwicklung rasant voran schreitet, was eindeutig zu beobachten ist. Zum Zeitpunkt der Frühtracht sind beide Systeme wieder gleich auf.
Beutenklima:
Ob im Winter bei Warmhaltung die damit verbundene erhöhte Stockfeuchte wirklich bienengemäßer ist möchte ich bezweifeln.
Ob im Frühjahr eine Warmhaltung Vorteile bring möchte ich auch bezweifeln. Als Argument wird immer wieder angeführt, dass oberhalb des Brutnestes eine aufsteigende Wärme gefühlt werden kann. Das ist schon richtig, aber es ist nicht erwiesen, ob die Wärme von den Bienen gezielt erzeugt wird, oder ob es sich um die Abwärme der Brut handelt und diese die Bienen absichtlich abströmen lassen. Bekannt ist jedenfalls, dass die Bienen durch Traubenbildung ausgezeichnet in der Lage sind eine Isolation rund um das Brutnest aufzubauen. Warum sollten sie dann unbeabsichtigt Wärme abströmen lassen?
Wenn im Sommer die Sonne erbarmungslos auf die Beute knallt, ist bei offenem Gitterboden eine Kühlung und somit die Erhaltung des Beutenklimas durch die Bienen sicherlich leichter möglich.
Wenn im Herbst durch den offenen Gitterboden das Brutgeschäft früher eingestellt wird, und sich somit die Brutpause verlängert sehe ich das als Vorteil und der Kreis schließt sich wieder.
Weiters hätte im Herbst der Liebhaber der Gemülldiagnose durch den offenen Gitterboden den Vorteil, dass er die Untersuchung des Milbenabfalles ohne Bienenkontakt durchführen könnte. Ich persönlich halte nichts von der Gemülldiagnose, da man durch Raubinsekten wie Ameisen und sogenannte Ohrwürmer "angelogen" wird. Im Winter ist das was anderes.
MfG
Honigmaul