Varroa Bekämpfung mittels Brutpause

boerni_s

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nein
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Zander 1,5 (Jumbo) im Brutraum
Schwarmverhinderung wie
Altköniginnenableger, Flugling, ZWA
Eigene Kö Zucht ja/nein
Nein
Ich habe in den 5, 6 Jahren in denen ich Bienen halte noch kein Volk an die Varroa-Milbe verloren. Um die Varroa-Milbe in den Griff zu bekommen gehe ich nach einem Verfahren vor, welches Chrigel in diesem Forum vorgestellt hat (zumindest ist es sehr ähnlich), aber auch schon von anderen Imkern beschrieben wurde (z.B. IM Schleinig).

Ich möchte die Schritte meiner Varroa-Bekämpfung fotografisch festhalten. Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen Imkerei-Neuling dazu inspirieren, dieses Verfahren auch auszuprobieren.

Liebe Grüße
Börni
 
Meine Varroa-Bekämpfung basiert darauf, dass ich die Königin für 22 Tage in einem Käfig sperrre. In dieser Zeit ist die restliche Brut geschlüpft und nur im Käfig befindet sich Brut.

1. Schritt:
Ende Juni werden die Käfige vorbereitet. Dazu entnehme ich aus den Honigräumen meiner Mini-Plus-Völkern Waben (keine Hofmannseiten!!!), die gerade fertig ausgebaut sind. Falls ich zu spät dran bin, und die Waben schon mit Nektar vollgetragen sind, werden sie ausgeschleudert. Auf beide Seiten der Wabe kommt ein Holzrahmen 8 mm und dann ein Absperrgitter. Der Holzrahmen soll einen Abstand zzu den Gittern ergeben, damit die Königin leichter Stiften kann. Die Ecken der Waben müssen entfernt werden, damit die Kö auf beide Seiten der Waben kommen kann.
Die Miniplus-Waben werden mit Kabelbinder auf passende Oberträger montiert, die dann noch mit Mittelwandstücken versehen werden

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Schritt zwei:
Das Internieren der Königinnen beginnt in der ersten Juli-Woche (evtuell auch 2. Juli-Woche). 2 bis 3 Tage bevor die Königin eingesperrt wird, werden die Käfige in die Beute gehängt, um für die Königin gut vorbereitet (geputzt) zu werden. Ich hänge die Käfige vorerst anschließend an das Brutnest gehängt. Einfach ist das, wenn man mit Schieden arbeitet, ansonsten müssen die Randwaben entfernt werden. Um genug Platz für die Käfige zu haben, müssen 2 Waben entfernt werden.

Beim Einsetzen der Käfige schaue ich gleich die Völker durch, um sicher zu sein, dass alle Kö gezeichnet sind.

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...weiter geht´s am Mittwoch
 
Heute habe ich die Königinnen in die Käfige getan.
Vorerst eine Bemerkung, wie ich gezeichnete Königinnen suche:
  • ich nehme eine Wabe aus der Zarge und schaue dann gleich anschließend in die Zarge (die Wabe in Händen haltend). Ein Blick auf die Wabe, die noch in der Zarge ist, zwei Blicke auf die Zargenwände. Etwa ein drittel der Königinnen sehe ich noch in der Zarge (die Kö ziehen sich gerne ins Dunkel zurück und sind zumeist in der Wabengasse, nicht auf der freien Fläche)
  • dann schaue ich zuerst auf der Wabenseite, die gerade noch im Dunkel war und erst dann auf der anderen ("hellen") Seite.

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Die Käfige, mit den Königinnen gebe ich etwa in die Mitte des Brutnestes. Beim Suchen der Königinnen, schaue ich gleich, ob es Schwarmzellen oder Umweiselungszellen gibt. Gerade jetzt wären diese sehr unangenehm.

Liebe Grüße Börni
 
Das war Schritt 2. Schritt 3 mache ich nicht unbedingt bei allen Völkern. Bei einem Volk habe bei der Internierung der Königin einige Schwarmzellen gefunden (Waben wurden abgestoßen, SchwZ gebrochen). Bei diesem und auch bei anderen Völkern, überprüfe ich nach 9 Tagen noch einmal, ob es Schwarmzellen gibt. Danach beginnt eine gemütliche Zeit. Bis zur Erneuerung des Wabenbaus stehen nur noch einige Vorbereitungsarbeiten an.
 
Danke boerni für diese wunderbare Erklärung auch der schönen Bilder! :zustimm:

Was sofort auffällt ist der die exakte Wabenanordnung und der herrlich schöne Wabenbau.

Josef
 
Nach was wählst du den Zeitpunkt zum Käfigen?
 
Nachdem das Volk brutfrei ist, werden alle Waben entfernt. Spätestens an diesem Tag erfolgt die Honigernte.
Die letzte Massentracht ist bei uns die Sonnenblume. Die wird in ein bis zwei Wochen erfolgen und hoffentlich in 4 Wochen zu Ende sein. (späterer Zeitpunkt wäre besser)
Die Winterbienen sollen von Bienen gepflegt werden, die weder gestresst noch mit anderen Aufgaben belastet sind, als der Brutpflege. Bei unserem milden Herbst ist da der Oktober noch gut. (Zeitpunkt passt)
Die Varroa soll möglichst früh auf einem niedrigen Level sein, damit die Virenbelastung niedrig ist (früherer Zeitpunkt wäre besser)

...der Rest sind Erfahrungswerte, vor allem aus Chrigel's und anderen Beiträgen aus diesem Forum.

Liebe Grüße Börni
 
Ja hab ich soweit verstanden.
Meine Überlegung als Anfänger ist die, woher weißt du so genau dass du in 22 Tagen fertigen Honig ernten kannst?? Es kann ja durch Wetter oder Trachtangebot immer ein bisschen eine Verschiebung geben
Bleibt die Königin bei Bedarf länger im Käfig??
 
Nein, ich denke 25 Tage ist schon stressig genug für die Kö, länger lasse ich sie nicht drinnen. Nicht wegen der räumlichen Enge, sondern wegen dem Legedruck. Es sind ja nach ein paar Tagen alle Zellen voll mit Stiften.
Ich habe auch schon nach 14 Tagen die Waben in den Käfigen durch neue ersetzt, aber das hat auch Nachteile...

Die Sonnenblumen fangen gerade an aufzublühen. In 3 Wochen ist Schluss. Und wenn Du heuer vielleicht auf das eine oder andere Kilo Honig verzichtest, hast nächstes Jahr Top-Bienen, die dir bereits die Frühtracht reinbringen.

Übrigens im brutfreien Volk haben die nix zu tun, außer sich um den Honig zu kümmern, das passt schon mit der ersten oder zweiten Juliwoche (Zeitpunkt Kö in den Käfig)

Liebe Grüße Börni
 
Ja hab ich soweit verstanden.
Meine Überlegung als Anfänger ist die, woher weißt du so genau dass du in 22 Tagen fertigen Honig ernten kannst?? Es kann ja durch Wetter oder Trachtangebot immer ein bisschen eine Verschiebung geben
Bleibt die Königin bei Bedarf länger im Käfig??
...noch zur Ergänzung: ich schleudere Waben, die nicht vollständig verdeckelt sind, (natürlich nur bei der letzten Schleuderung), zwei mal. Einmal ganz langsam vor dem Entdeckeln und ein zweites mal nach dem Entdeckeln. Der Honig der ersten Schleuderung ist Backhonig sollten sie nicht fertig werde ist das kein Problem.
 
Ah ok, du versuchst praktisch die unterschiedlichen Wassergehalte bei der Schleuderung zu trennen
 
ja genau, meist ist dann so die "Vorschleuderung" bei 19% Wassergehalt und die richtige Schleuderung bei 16%. Viel ist es nicht, was vorab weggeht, aber es soll so eine Tüpfelchen mehr an Qualität ergeben. Meiner besten Honig-Kundin (meiner Frau) ist der 19%-Honig auch recht, um das Joghurt zu süßen...
 
so, heute morgen ist es dann soweit gewesen. Vorab ein kleiner Eindruck, wie es derzeit bei uns aussieht. Kurz auf den Punkt gebracht: Rähmchen stehen überall.

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Ich gebe etwas weniger als 50% der Fläche Mittelwände. Angeordnet werden sie so, dass abwechselnd ein Dreieck nach vorne und nach hinten zeigt. Die beiden Randwaben erhalten einen Streifen, da sie oft nur zur Hälfte (oben) ausgebaut werden.

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... da hätte ich massivste Probleme mit meiner Regierung ...

Wolfgang 🤢
 
...nach meinem "Missgeschick" beim Honig-Abfüllen in der Küche ist alles Andere nicht mehr so tragisch...
 
Der Start ins neue Bienenjahr hat begonnen. Eine paar Eindrücke von der TBE, sowie ich sie mache:

Entnahme der Brutwaben und Sprühbehandlung mit Oxuvar. Die Waben werden entnommen, in den Wabenbock gehängt und anschließend die Bienen mit einer Sprühflasche mit Oxuvar besprüht. Da die Brut vollständig ausgelaufen ist, ist kann durch das Besprühen auch keine Brut geschädigt werden. Pro Wabenseite sind es bei meiner Sprühflasche 2 bis 3 Sprühstöße. Wäre es sehr sonnig gewesen, hätte ich den Wabenbock im Schatten platziert.

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2.: Zwischenzeitlich wird der Brutraum mit 3 bis 4 Mittelwänden (Dreiecke reichen) versehen. Gegebenenfalls wird Wildbau entfernt. Die Waben werden abgestoßen und mit einigen wenigen Bienen wieder in den Wabenbock zurückgehängt. Dann werden weiteren 5 Mittelwände zugegeben. Die Wabe mit der Königin wird zuletzt ganz rechts eingehängt. Folie drüber Holzdeckel drauf. Ich vermute, dass das Gewusel ein Vorteil für die Varroa-Behandlung ist. Möglich wäre alternativ auch ein Behandeln mittels Sublimation. Das würde ich dann aber erst am nächsten Tag machen.

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Die auf den Waben verbliebenen Bienen kehre ich auf den Deckel. Die finden sehr rasch über das Spundloch in die Beute oder sie fliegen zum Flugloch. Zeitweise fällt es den Bienen schwer sich von den alten Waben zu trennen. Bislang habe ich den Streit aber immer gewonnen. Eine Idee, wie das besser gehen könnte, werde ich nächstes Jahr testen.

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Wenn die Bienen alle in der Kiste sind (oder vor dem Flugloch lagern) füttere ich sie mit Zuckerwasser 1+1.

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Die letzte Arbeit am Tag ist dann das Entfernen der Königinnen-Käfige. (Ein Teil der Königinnen findet schon alleine raus, manche Majestäten wollen aber gebeten werden) Die Mittelwände werden auf 10 Stück ergänzt. Die im unteren Bild sichtbare Wabe ist etwa 4 Stunden alt (ein Stück Kabelbider hat sich beim Entfernen des Käfigs verfangen und deshalb ist ein Stück abgebrochen). Sie ist nach den 4 Stunden schon schön ausgebaut, obwohl es eine Randwabe ist.


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Ich wünsche mir 360 Tage im Jahr, dass es regnen solle. Grad heute war es dann soweit.

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Liebe Grüße Börni
 
Heute bin ich mit dem Waben-Schmelzen fertig geworden. Auf der letzten Wabe hatte sich schon eine Wachsmotte niedergelassen (Wie kommt die bei geschlossenen Fenstern in den Keller?).
Täglich füttere ich fast 2 Lier Futter pro Volk. (vorerst 1/1 nach 3 bis 4 Litern dann 3/2). Zudem wäre heute die erste Durchsicht fällig geworden, der Regen hat es verhindert. Bei dieser Durchsicht achte ich darauf, ob die Königin in Eilage ist. Nachdem alle Völker gut Zucker abnehmen, gehe ich eigentlich davon aus.
Jedoch bin ich mir bei zwei Völkern unsicher, der Grund:
die Völker sind am ersten und vielleicht auch am zweiten Tag aufgeregt. Die Temperatur im inneren ist meist zu heiß, es gibt kaum Möglichkeit zu kühlen. Nach zwei Tagen hat sich die Sitution aber geändert. Die Völker sind dann richtig tiefenentspannt, sie haben viel offenes Futter, fächeln viel, alle Bienen sind beschäftigt und unaufgeregt. Bei zwei Völkern hat sich aber noch keine Ruhe eingestellt. Diese werde ich zwar im Auge behalten, aber ich werde sie nicht öffnen. Ich würde wahrscheinlich im Gewusel die Königin nicht finden und vielleicht auch keine Stifte. Und was weiß ich dann?- Nichts! Somit warte ich noch etwas. Nach einer Woche kann ich dann ggf. eine frisch bestiftete Wabe vom Nachbarvolk zuhängen. In meinen MiniPlus stünden noch 2 Königinnen zur Verfügung. Also alles gut!

Das ist meine Wachsausbeute. Heuer in Silikon-Backformen gegossen:
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Liebe Grüße
Börni
 
Großen Respekt Börni, :009: dein Wachs ist wie aus einem innerlichen Lehrbuch! Ich denke dies ist sogar Bio?

Josef
 
Danke, Josef, ich versuche so weit wie möglich, so zu arbeiten, als wäre ich ein Bio-Betrieb. Das Geld für die Zertifizierung ist doch etwas hoch. Das kommt vielleicht einmal, aber bislang ist es noch kein Thema.
LG Börni
 
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