Und wer hält - ohne Unterbrechung! - seit über hundert Jahren Bienen in Strohkörben bzw. auf Naturbau, ohne fremde (Mittelwand-)Völker zuzukaufen?! Kaum jemand!
Die von den Lehrbuch-Zahlen abweichenden, überaus detailierten historischen Angaben zur Entwicklungsdauer (die sehr gut mit den Angaben von M. Bush und J. Sutor übereinstimmen) sind für mich z.B. Grund genug, die heute verwendete Zellgröße von 5,4mm in Frage zu stellen.
Nach Stephans Aussage dauert das Regressing auf das kleine Zellmaß weniger als ein Viertel Jahr (die genaue Dauer müßte ich jetzt auch nachlesen).
Man kann also davon ausgehen, daß auch der umgekehrte Fall ähnlich schnell eintritt; nämlich, daß die Bienen - auf großzellige Mittelwände/ großzellige Waben gesetzt - ebenfalls innerhalb weniger Brutzyklen (mehr oder weniger dauerhaft) vergrößert würden.
Außerdem ist die genaue, natürliche Größe der Bienen regional sicher auch leicht unterschiedlich gewesen.
Es ist also durchaus denkbar, daß Bienen einer bestimmten Herkunft nicht "nur" auf "ihr" natürliche Zellmaß zurückgeführt, sondern darüber hinaus künstlich verkleinert werden müßten, um auf 4,9er Zellen zu kommen und dadurch von der kürzeren Brutentwicklungszeit zu profitieren.
Daher finde ich die Diskussion, ob (oder ob nicht) 4,9mm eine bzw. "die" natürliche Zellgröße darstellt, als nebensächlich und teilweise irreführend.
Es zählt - in meinen Augen - alleine der Effekt, der sich dadurch einstellt/ einstellen soll.
Das gleiche gilt für die Frage, ob (oder ob nicht) die von Stephan empfohlene Wabenanordnung nach Lusby "die" natürliche ist - oder nicht. Dies deshalb, weil Beobachtungen verschiedener Imker, z.B. im Naturbau, nahelegen, daß die Bienen - zumindest unter bestimmten Umständen - eine andere Anordnung der Y bauen.
Die Bezeichnung als (alleinige) natürliche Wabenanordnung wirft nur unnötigerweise Zweifel an der Kernaussage auf, daß die Verwendung eben dieser Wabenanordnung für den Imker (und möglicherweise auch für die Bienen) einen bzw. mehrere positive Effekte bewirkt/bewirken soll.
Gleiches für die Frage, ob Plastikwaben oder ob nicht. Die Lusby's, Stephan, Michael Bush, ... haben gezeigt, daß es - wenn auch sehr mühsam und langwierig - auch ohne künstliche Waben gehen kann.
Die temporäre Verwendung von Plastikwaben dient lediglich der Abkürzung und Vereinfachung des Verkleinerungs-Prozesses.
Aber wer sich unnötig die Mühe machen will, kann theoretisch auch die harte Tour ausprobieren, sollte sich aber der höheren Risiken bewußt sein.
LG André